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Darmstädter ECHO 13.Juni 2018

Himmlischer Ausdruck

KIRCHENMUSIK   Collegium Musicum Vocale
mit ungewöhnlich besetzter Fassung der Rossini-Messe

Von Susanne Döring

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Darmstädter ECHO 5.Oktober 2016

Verneigung vor den Meistern aus England

CHORMUSIK    Der Auftakt eines Konzertreigens mit dem "Collegium Musicum Vocale"



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Darmstädter ECHO 15.Juli 2016

Ein "Gratulationskanon" für die Chorleiterin

COLLEGIUM MUSICUM VOCALE   Seit nunmehr 30 Jahren dirigiert Monika Gösswein-Wobbe das Ensemble



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Darmstädter ECHO 4.November 2015

Damit der Klang eine Seele hat

JUBILÄUM   Man wird ja älter, aber der Sound bleibt jung und schlank:
Das Collegium Musicum Vocale Darmstadt wird 50



Aufwärmtraining für den „Abendsegen“:
Dirigentin Monika Gößwein-Wobbe gibt den Sängern des Collegium Musicum Vocale Darmstadt einige Töne zur Einstimmung in den Probenabend vor.

Foto: Karl-Heinz Bärtl/DA-Echo

Von Thomas Wolff

DARMSTADT - „Caprifischer“ statt Bach-Motetten: Etwas Leichtes gönnt sich das Collegium Musicum Vocale Darmstadt zur Fünfzig-Jahr-Feier. Sauber intoniert muss es trotzdem sein. Mit ambitionierter A-cappella-Musik hat sich der Chor schließlich einen Namen in der Region gemacht. Als würden Engel vom Himmel fallen, ganz langsam aus den Wolken segelnd, einen letzten himmlischen Ton aushauchend. Ein Klang, auf den man nicht unbedingt gefasst ist, wenn man einer Chorprobe in einem modernen Klinkerbau am Rande des Darmstädter Paulusviertels beiwohnt.

In der Südostgemeinde übt an diesem nebelkalten Abend das Collegium Musicum Vocale, und da wird zu Beginn aus vollem Herzen geseufzt. Nicht aus Verzweiflung: Es ist Teil der allwöchentlichen Aufwärm-Prozedur. Dirigentin Monika Gößwein-Wobbe will die rund 40 Damen und Herren erst mal auflockern. Mit den Armen rudern und die Zunge rausstrecken (mit einem herzhaften „Bäääh!“) gehört auch dazu. So beginnt alle Kunst mit einem kollektiven Seufzer. Damit ist der Chor schon ziemlich weit gekommen: 50 Jahre wird er alt und hat etliche Großwerke wie Kammerkunststücke gemeistert.

Die Seufzer leiten diesmal eine besondere Probe ein: Das Collegium singt sich ein für die 50-Jahr-Feier am 14. November. Ein Abend unter Mitstreitern und Ehemaligen, nichts Öffentliches diesmal. Doch der Anspruch ist hoch wie immer. Alte Schlager und schöne Kunstlieder übt der Chor; statt Brahms-Lieder oder kniffligen Motetten jetzt mal die „Caprifischer“ und der samtene „Abendsegen“ aus Humperdincks Märchenoper „Hänsel und Gretel“ – auch kein Kinderspiel, wie die Sänger im Lauf der Probe feststellen. Ein „Schmalzstück“, mag sein; Intonation und Ausdruck müssen trotzdem stimmen, findet die Dirigentin. Also: „Ein bisschen schärfer“ in den Dissonanzen, bitte. Überhaupt „mutiger rangehen“, fordert sie. Und bekommt sie.

Die Chorsänger wissen, was sie Gößwein-Wobbe verdanken. Knapp 30 Jahre lang leitet die aus dem Allgäu stammende Wahl-Frankfurterin das Collegium an. Erstaunliches hat sie mit den Sängern auf die Bühne gebracht. Die archaische Wucht der „Carmina Burana“ erklang in der Otto-Berndt-Halle. Das anrührende Pathos von Mozarts Requiem in St. Elisabeth. Haydns Schöpfung, der Elias, zuletzt die „Tango-Messe“ des Argentiniers Martin Palmeri: Alles Werke, die den Laien einigen Mut abfordern. Zumal die meisten Stücke a cappella einstudiert werden, ohne stützende Instrumente.

Es geht ja nicht nur darum, die Töne richtig zu treffen. „Dass der Klang eine Seele hat“, das will Gößwein-Wobbe erreichen, sagt sie im Gespräch vor der Probe. Und wie soll der Chor klingen? „Ich möchte einen jugendlich schlanken Klang“, sagt sie – dass das Alter inzwischen zwischen etwa 40 und Mitte 70 liegt, sei gar nicht entscheidend. „Wir werden halt alle gemeinsam älter.“ Aber nicht weniger ausdrucksvoll.

Wir wollen das Kind ja nicht erschrecken

„Bitte dem Text sensibler nachspüren“, fordert sie beim „Abendsegen“. Das Kind, das mit Humperdincks Weise in den Schlaf gesungen werden soll, „wollen wir ja nicht erschrecken.“ Die Sänger verstehen: Schon klingt der Segen noch ein wenig sanfter. „Textausdeutung“, sagt die Dirigentin, „ist mir wichtig“. Ob es eine groß ausholende Psalmvertonung ist oder ein Kinderlied. Solche Genauigkeit zahlt sich aus. Das Darmstädter Collegium wächst, während andere Chöre um Mitglieder bangen. Neben Sängern aus Darmstadt pendelt inzwischen ein gutes Drittel der Mitglieder aus dem Odenwald ein, um gemeinsam zu singen und zu seufzen. Sopranistin Anneliese Handel, seit 1977 dabei, schätzt den Stil der Dirigentin: „Sehr differenziert, sehr präzise und auch anspruchsvoll“ sei ihre Arbeit. Ergebnis: Die Kritiken sind durchweg positiv, und der Kammerchor behauptet sich tapfer zwischen den großen Kantoreien und den jungen Pop- und Gospelchören.

Mit deren Elan kann das Collegium auch nach 50 Jahren ganz gut mithalten, so scheint es. Als die Laien 2012 in er Pauluskirche Haydns „Schöpfung“ aufführten, lobte die „Echo“-Kritikerin die „mitreißende Vitalität“ und „plastische Erzählweise“. Für die Dirigentin die Bestätigung, auf dem rechten Kurs zu sein. „Zu sehen, was man aus den Laien rauskitzeln kann“, das sei mit der größte Spaß an der Sache. Nach dem Jubiläumsfest geht es schon konzentriert an das Konzert im kommenden Jahr. Da wird man im Paulusviertel noch eine Menge freudige Seufzer hören.


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Darmstädter ECHO   Mittwoch 4.12.2013 

Britisches Benedictus

KONZERT - Weisen aus Deutschland und England mit dem Collegium Musicum Vocale

von Stefanie Steinert

Einen Einblick in die Kirchen und Weihnachtsstuben diesseits und jenseits des Ärmelkanals bot das Collegium Musicum Vocale Darmstadt in der Evangelischen Kirche von Spachbrücken. Isabelle Müller aus Mainz begeisterte dazu an der Harfe und Kirsten Bandi aus Darmstadt als Solosopranistin.

Die einen lockt es am ersten Advent auf trubelige Weihnachtsmärkte, die anderen lassen sich lieber besinnlich-musikalisch auf die Adventszeit einstimmen. Beste Gelegenheit hierzu gab es bei der 352. Spachbrücker Abendmusik. Das Collegium Musicum Vocale Darmstadt unter Leitung von Monika Gößwein-Wobbe bot mit seinen rund vierzig Mitgliedern unter dem Titel „Klingende Weihnacht“ ein Programm mit englischen und deutschen Advents- und Weihnachts-Chorsätzen vom 17. Jahrhundert bis heute.

Im Mittelpunkt stehen Weihnachtslieder, denen deutsche und englische Komponisten im 20. Jahrhundert ein neues Klanggewand angelegt haben. Ob „Macht hoch die Tür“ und „Wie schön leuchtete der Morgenstern“ von Robin Doveton, „O Heiland reiß die Himmel auf“ von Heinrich Fidelis Müller, „Gloria in Excelsis Deo“ von Roland Assion oder „Hark the herald angels sing“ von David Willcocks – stets kann man sich an traditionellen Melodien erfreuen, die moderat-modern, oft im Stile der English Christmas Carols, neu für Chor gesetzt worden sind. Der Chor glänzt bei diesen Werken mit deutlicher Artikulation, dynamischen Abstufungen und einem homogenen Gesamtklang.

Eine Herausforderung bedeutet für den Laien-Kammerchor der Ausflug in die Vokalpolyphonie des 17. Jahrhunderts. Bei Samuel Scheidts „Puer natus in Bethlehem“ und Orlando Gibbons doppelchörigem Benedictus (in englischer Sprache) wirkt der Chor phasenweise leicht angestrengt, aber insgesamt dennoch überzeugend.

Highlights stellen die Solodarbietungen der jungen Harfenistin Isabelle Müller dar. Die mehrfache Preisträgerin (Lichtenberger Musikpreis) entführt die Zuhörer bei Gabriel Faurés Impromptu op.86 mit zartem Flageolett- und Arpeggio-Spiel in die flimmernde Klangwelt des Impressionismus und erfreut außerdem mit einer perfekten Darbietung des Solokonzerts B-Dur von Georg Friedrich Händel.

Mit bezaubernd natürlichem Vibrato singt die Sopranistin Kirsten Bandi über den tragenden Arabesken der Harfe den romantischen Cantique de Noël („O Holy Night“) von Adolphe Adam. Und auch die Wiener Klassik wird bedacht: Mit kraftvoller, klarer Stimme intoniert Bandi das „Laudate Dominum“ von Mozart mit Unterstützung von Chor und Harfe.

Nach so viel Kirchenmusik verabschiedet sich der Chor schwungvoll mit „We wish you a merry Christmas“.


Darmstädter ECHO   Dienstag 21.Mai 2013

Oh Happy Day

RHEIN-MAIN-CHORTREFFEN Ein Tag voller Freude: Rund 2000 Menschen singen, summen und feiern in Darmstadt

VON DAJA LEEVKE HINRICHS und THOMAS WOLFF

DARMSTADT. Mehr als 1000 Sänger aus der Region brachten an Pfingstsonntag ihre facettenreichen Lieder in die Darmstädter City. Das eintägige "Chortreffen Rhein-Main" begeisterte die Menschen zwischen Stadtkirche und Staatstheater und brachte manchen zum Mitsingen

Ein bisschen Kirchentag, ein bisschen Olympische Spiele und ein klein wenig Song Contest wehte am Pfingstsonntag durch Darmstadt. Gegen Mittag waren viele Teilnehmer des ersten „Rhein-Main-Chortreffens“ auf dem noch sommerwarmen Büchnerplatz eingetrudelt. Mehr als tausend Sänger sollten es werden, 30 Chöre aus Rhein-Main und Südhessen, vom Kinder- über den traditionellen Männerchor bis zur Punktruppe.
Und immer wieder klingt in den Beiträgen das Motto „Freies im Gesang“ an....
Das „Collegium Musicum Vocale“ aus Darmstadt bringt in der Stadtkirche neben Verdis Freiheitschor „Va, pensiero“ auch seine eigene Version von „Die Gedanken sind frei“ – eine Hymne, die an diesem Tag immer wieder anklingt, zuletzt aus vielen hundert Kehlen beim Abschlusssingen.
...
Um Nachwuchs, das ist sicher nach diesem vielstimmigen Tag, braucht sich diese Laienbewegung auch in den nächsten 175 Jahren keine Sorgen zu machen.


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Darmstädter ECHO   Dienstag 9.Oktober 2012

Schönes Chaos

ORATORIUM Eine kraftvolle Aufführung von Haydns "Schöpfung" in der Pauluskirche

VON SILVIA ADLER

DARMSTADT. Mitreißende Vitalität und plastische Erzählkraft entfaltete Joseph Haydns Oratorium "Die Schöpfung", das jetzt vom Collegium Musicum Vocale Darmstadt, dem Vocal Ensemble Frankfurt und der Sinfonietta Darmstadt in der Pauluskirche zur Aufführung gebracht wurde.

Mit dichtem Klang schuf das von Monika Gößwein-Wobbe geleitete Orchester in der Ouvertüre - die das Urchaos vor der Erschaffung der Welt darstellt - eine geheimnisvoll brütende Atmosphäre. Plastisch spiegelten der glutvolle Streicherklang und die farbenreichen Holzbläser, die in geschmeidigen Klanglinien aus dem Chaos hervorwuchsen, die geballte Schöpferkraft.

Nicht minder intensiv gelang der erste Choreinsatz, der den Sturz der Höllengeister in den Abgrund ewiger Nacht dramatisch in Szene setzte. Fokussiert und intonationssicher verschmolzen die Stimmen zu einem homogenen Ganzen. Mit feiner dynamischer Dosierung bewies der Chor sowohl im Wechselgesang mit den Solisten als auch in den Chorsätzen „Singt dem Herren alle Stimmen“ und „Vollendet ist das große Werk“ enorme Ausdrucksstärke.

Die Gestaltungskraft des Orchesters kam vor allem in dem effektvollen ersten Sonnenaufgang der Schöpfung sowie in den kontrastreichen Accompagnato-Rezitativen voll zur Geltung. Die lautmalerische Qualität der Musik inspirierte das Orchester zu immer neuen Klangfarben.

Leider konnten die Solisten mit der Ausdrucksmacht von Chor und Orchester nur bedingt mithalten. Wenig glücklich besetzt war der Bassist Hans-Georg Dechange, dessen kultivierte Stimme für den tragenden Part des Raphael zu wenig dramatisches Potenzial und Volumen besaß.

Erfreulich höhensicher und flexibel in den Koloraturen zeigte sich die kurzfristig eingesprungene Sopranistin Gabriele Hierdeis; dennoch hätte man sich von ihr besonders in den lyrischen Schlussduetten mehr natürlichen Schmelz und warme Klangfülle gewünscht. Vokale Strahlkraft zeigte der Tenor Markus Durst, der den Part des Uriel mit markanter Diktion formte.


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Darmstädter ECHO   Montag 12.Dezember 2011

Jubel um das Jesuskind

WEIHNACHTSORATORIUM Viel Beifall für Bach-Konzert in der Pauluskirche

VON KLAUS TRAPP

DARMSTADT. Großer Beifall in der Darmstädter Pauluskirche: Die Sinfonietta Darmstadt, der Pauluschor, das Collegium Musicum Vocale Darmstadt und ein erlesenes Solistenquartett präsentierten dort am Samstag die zweite Hälfte von Bachs Weihnachtsoratorium.

Die Musiker und Sänger kamen rund um den Altar der Darmstädter Pauluskirche zusammen, um unter Leitung von Martin Lukas Meister, dem Ersten Kapellmeister des Staatstheaters Darmstadt, die Teile vier bis sechs des berühmten Stücks aufzuführen. Vom Zeitpunkt her war das zwar verfrüht, wie Meister erläuterte, weil diese Kantaten eigentlich an Neujahr und den folgenden Festtagen erklingen sollten. Aber da der Bachchor Darmstadt eine Woche zuvor in der Johanneskirche die ersten drei Teile gesungen hatte, folgte jetzt gleichsam die Fortsetzung, in der es um die Beschneidung Jesu, seine Namensgebung und den Besuch der Weisen aus dem Morgenland geht.

Martin Lukas Meister zielte auf die Dramatik ab, die Bach aus der Verbindung von Bibeltext und betrachtenden Worten zieht, und obwohl das Werk zu großen Teilen aus älteren Kompositionen gewonnen wurde, erlebten die Zuhörer die ohne Pause musizierten drei Teile als spannende Einheit. Meister dirigierte straff, mit raschen Tempi trieb er den stattlichen Chor und das (bei den Streichern vorwiegend aus Laien bestehende) Ensemble manchmal an die Grenze des Möglichen, etwa beim Einleitungschor des fünften Teils "Ehre sei dir, Gott". Doch insgesamt gelang eine enge Verschmelzung von Chor- und Orchesterklang, eine deutliche Ausprägung der polyfonen wie der homofonen Abschnitte.

Farbe brachten die zumeist professionellen Bläser ins Spiel: die beiden Oboistinnen, die Hornisten im vierten Teil und im Schlussteil die Trompeter und der Pauker, die gemeinsam für den festlichen Jubel um das Christuskind sorgten. Wolfgang Kleber war der souveräne Continuospieler an Orgelpositiv und Cembalo im überlegten Wechsel

Eindringliche Momente

Doch es gab auch die stillen, eindringlichen Momente, etwa bei den sorgfältig ausgearbeiteten, eindringlich gesungenen Chorälen, bei den nachdenklichen Rezitativen und bei manchen Arien. So führte sich die junge Sopranistin Johanna Maria Zeitler, die kurzfristig eingesprungen war, mit der klar und innig gesungenen Echo-Arie ein, bei der eine Choristin von der Empore aus klangschöne Antworten gab. Die Altistin Cordelia Katharina Weil beteiligte sich mit biegsamer, warmer Stimme an den Rezitativen. Als Evangelist und Ariensänger hatte der Tenor Markus Durst verschiedene Aufgaben zu bewältigen, was ihm mit etwas herbem Tonfall, aber spürbarem Textverständnis und deutlicher Deklamation gelang.
Mit kraftvoller Stimme gestaltete David Pichlmayer eindrücklich die Basspartie. Auch als Ensemble überzeugten die Solisten. Nach dem glanzvollen Schlusschoral "Nun seid ihr wohl gerochen" gab es begeisterten, lang anhaltenden Beifall.


Taunus-Zeitung / Usinger Neue Presse 19.Februar 2011

Ausgezeichnete Kammerchöre vor fast leerem Haus

Zwei Kammerchöre begeisterten mit ihrem Konzert "Sing joyfully" in der katholischen Pfarrkirche St. Laurentius mit Chorwerken englischer Komponisten von der Renaissance bis zur Spätromantik.



Optisch und stimmlich beeindruckend:

das "Vocal Ensemble Frankfurt" und das "Collegium Musicum Vocale" aus Darmstadt beeindruckten als Doppelchor in der katholischen Pfarrkirche St.Laurentius

Foto: Pieren

Von Matthias Pieren

Usingen. Selten gastieren in Usingen Konzertchöre der Extraklasse, wie sie durch das Vocal-Ensemble Frankfurt und das Collegium Musicum Vocale Darmstadt repräsentiert werden. Angesichts der gesanglichen Brillanz der hoch ambitionierten 60 Sängerinnen und Sänger hätte das Konzertereignis aber weit mehr als die 100 Zuhörer verdient, welche die katholische Pfarrkirche St. Laurentius nicht einmal zu einem Drittel füllten.

Vielleicht sind die Komponisten der großen englischen Chormusik im Usinger Land einfach noch zu wenig bekannt, als dass Namen wie William Byrd, Peter Philips, Thomas Weelkes und Orlando Gibbons Freunde der Chormusik gelockt hätten.

So kamen leider nur wenige Zuhörer in den Genuss der geballten Stimmkraft des von Monika Gößwein-Lübbe (sic!) geleiteten Doppelchores. Die Musikwissenschaftlerin gehört zu den wenigen Chorleiterinnen, die in jüngerer Zeit das große Füllhorn englischer Chormusik für sich und ihre Chöre entdeckt haben. Immer wieder führt sie ihre beiden Chöre für kleine Konzertreisen zusammen.

Im «Vocal-Ensemble Frankfurt», das 1991 noch unter Leitung von Regine Marie Wilke als «Vocalensemble Wehrheim» gegründet wurde, begeisterten 25 stimmlich bestens ausgebildete Laien, die zum Teil auch im Hochtaunuskreis leben. Mit den 35 ambitionierten Laiensängern des «Collegium Musicum Vocale» aus Darmstadt teilen sie die Lust und Freude am a-cappella-Gesang.

Unter dem Motto des Konzertabends «Sing joyfully» vereinte der optisch und stimmlich beeindruckende Chor die geistlichen und weltlichen Werke von neun englischen Komponisten von der Renaissance bis zur Spätromantik.

Vom Konzertauftakt mit «Sing Joyfully Unto God» von William Byrd (englisch für «Singt freudig Gott») über «Oh Clap Your Hands Together» von Orlando Gibbons (englisch für «Klatscht in die Hände») bis hin zu «Faire is the heaven» (William Harris «Strahlend schön ist der Himmel») und dem «Magnificat» von Charles Wood – der Lobpreis der Liedtexte wurde auch musikalisch überaus spürbar.

Das Werk von William Byrd (1543 – 1623), dem wohl bekanntesten Vertreter der Renaissance-Chormusik, zeichnete die besondere Sanges- und Musizierfreude aus, die von einem sehr lebensbejahenden und tiefer Religiosität geprägten Weltbild seiner Zeit getragenen wird.

Die dargebotenen Chorstücke aus dem 19. Jahrhundert und der Spätromantik überwältigte hingegen durch einen ganz anderen Klangeindruck. Geleitet von harmonischen Prinzipien erzielen die Werke eine Reinheit und Tiefe, wie sie in Aussage und Wirkung nur noch vom Impressionismus übertroffen werden können.

John Stainer (1840 bis 1901), Samuel S. Wesley (1810 bis 1876), Charles Villiers Stanford (1852 bis 1924) und Charles Wood (1866 bis 1926) hinterließen Chorwerke, deren Vielschichtigkeit und Klangfülle wohl nur von den Stimmen eines imposanten Doppelchores erzielt werden können.


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Usinger Anzeiger 2.November 2010

Altenglische Stimmen in der Stille sangen „joyfully“



"Sing joyfully" lautete das Motto eines Konzertes zum Reformationstag.


Foto: Jung

02.11.2010 - GRÄVENWIESBACH

Englische Chormusik von der Renaissance bis zur Romantik erklang in Grävenwiesbach

(cju). Was könnte es Schöneres geben, als am Abend des Reformationstages in der evangelischen Kirche Grävenwiesbachs einem außergewöhnlichen Konzert zu lauschen? Dies dachten sich rund 150 Besucher und fanden sich voller Erwartungshaltung und Spannung im Kirchenschiff ein. Rund 80 Sänger unter der Leitung von Monika Gößwein-Wobbe stellten eindrucksvoll unter Beweis, dass das Motto ihres Konzertes, „Sing joyfully“, nicht aus der Luft gegriffen war.

Doppelchörige Chormusik englischer Komponisten von der Renaissance bis zur Spätromantik hatten das Collegium Musicum Vocale Darmstadt und das Vocal Ensemble Frankfurt mit ihrer Dirigentin zu bieten - und während der Verschnaufpause, die die Chöre angesichts der anspruchsvollen Literatur dringend benötigten, steuerte Kirchenmusikerin Carola Rahn einige romantische Orgelstücke zur Abrundung des Konzertes bei.

Den Auftakt machten die Chöre mit dem namensgebenden Stück, „Sing joyfully“. Es stammt aus der Feder von William Byrd, der 1543 bis 1623 gelebt hat. Byrd war der bedeutendste Komponist zu Zeiten von William Shakespeare. Seine Psalmen und Motetten sowie seine Madrigale gehören zu den bestaufgenommenen Kompositionen des 16. Jahrhunderts. Zudem schrieb er Orgel- und Klavierwerke. Es folgten Werke Thomas Weelkes (1576-1623), Orlando Gibbons (1583-1625), „Hosanna singt dem Sohne Davids“, und „O clap your hands together“ sowie auf Latein das „Ecce vicit leo“ von Peter Philips, der von 1561 bis 1628 gelebt hat. Auch er ein Komponist der Renaissance, der sich hier mit einer Preisung des „Löwen aus dem Stamm Juda“ hervorgetan hatte. Um dieses Stück zu Gehör zu bringen, mussten die Chöre sich umgruppieren, was aber, sehr zur Erleichterung der Chorleiterin, innerhalb weniger Momente erledigt war.

„Englische Chormusik fußt auf einer jahrhundertelangen großen Tradition in der gesamten Musikausübung der Insel und bedeutet in ihrem wichtigeren und größeren Teil die a cappella, das heißt, die unbegleitet gesungene Chormusik“, schreibt Monika Gößmann-Wobbe im Programmheft, dem netterweise nicht nur viele Informationen über die Chöre, sondern auch die englischen und deutschen Übersetzungen beigefügt waren. Denn die Chöre sangen ja in Altenglisch, das war selbst für anglophile Menschen nicht immer leicht zu verstehen.

Im Gegensatz zur Chormusik Mitteleuropas, die seit dem Barock immer mehr von Instrumentalbegleitung bestimmt wurde, hielten die Inselbewohner an ihren Traditionen fest, die sich auf die berühmten Chorknaben-Schulen im Lande stützen konnte. Die Chormusik der Renaissance zeichnet sich zudem, so die Chorleiterin, durch eine ganz besondere Sanges- und Musizierfreude aus, die von einem sehr lebensbejahenden und von tiefer Religiosität geprägten Weltbild getragen wird. William Byrds Musik kann daher mit Johann Sebastian Bach durchaus mithalten.

Aber auch John Stainer (1840-1901), Samuel S. Wesley (1810-1876), Charles Villiers Stanford (1852-1924), William Henry Harris (1883-1973) und Charles Wood (1866-1926), der mit drei Stücken gegen Ende des Konzertes zur Aufführung kam, haben es mit ihren Werken an diesem Abend in die Herzen und Ohren der Zuhörer geschafft. Großer Applaus zwischen den einzelnen Stücken sowie andächtige Stille machten die Anstrengungen der Chormitglieder wett.

Das Vocal Ensemble Frankfurt wurde 1991 unter Leitung von Regine Marie Wilke als „Vocalensemble Wehrheim“ gegründet. Bis zu 30 Mitglieder sind musikalisch qualifizierte und ambitionierte Laien, die teilweise stimmlich ausgebildet wurden. Seit 1996 leitet Monika Gößwein-Wobbe das Ensemble und setzt den Schwerpunkt auf die Aufführung alter und moderner, deutscher und internationaler, geistlicher und weltlicher A-cappella-Musik.Das Ensemble arbeitet immer wieder gerne mit anderen Chor- und Orchesterensembles zusammen und führt oratorische Literatur auf. Drei große Konzertprojekte im Rhein-Main-Gebiet zeugen von der guten Arbeit. So wurde vor einem Jahr „Alexander´s Feast“ von Georg Friedrich Händel aufgeführt. Das Collegium Musicum Vocale Darmstadt besteht schon seit 1965 und zwar als Kammerchor mit bis zu 40 Laiensängern mit Ambitionen. Hier übernahm die Chorleiterin 1986 den Chor. Chorreisen nach Prag, Wien und innerhalb Deutschlands waren ein besonderes Erlebnis und haben die Chorarbeit der vergangenen Jahre abgerundet.


Taunus-Zeitung / Usinger Neue Presse 2.November 2010

Das besondere Musikerlebnis

Chöre aus Frankfurt und Darmstadt ernten tosenden Applaus



Die Sängerinnen und Sänger mussten sogar auf die ersten Kirchenbänke ausweichen, um sich gruppieren zu können.


Foto: Schwarz-Cromm

Von Monika Schwarz-Cromm

Wenn sich zwei ambitionierte Chöre zusammentun, kann daraus nur ein großartiges Musikerlebnis werden. Der Beweis: Das Konzert des Collegium Musicum Vocale Darmstadt und des Vocal Ensemble Frankfurt in der evangelischen Kirche in Grävenwiesbach.

Grävenwiesbach. Zwei hochkarätige Chöre,  Musik englischer Komponisten von der Renaissance bis zur Spätromantik, eine begabte Chorleiterin - und schon erklingt A-Capella-Gesang vom Feinsten. Am Samstag (sic) garantierte genau diese Mischung, dargeboten vom Collegium Musicum Vocale Darmstadt und dem Vocal Ensemble Frankfurt unter der Leitung von Monika Gösswein-Wobbe, den akustischen Genuss.

In der evangelischen Kirche wurde ein Musikerlebnis geboten, das weit mehr Zuhörer verdient gehabt hätte. Das Klangreich englischer Chormusik tat sich auf und entführte in eine Welt des harmonischen Zusammenspiels. Nicht immer leicht zu verdauen, auch mal voller gewollter Dissonanz, wie es Komponist William Byrd, der bedeutendste Komponist zu Zeiten von William Shakespeare, vorgab.

Uns so starteten die beiden Chöre mit dem Titelsong des Konzerts "Sing Joyfully". Und sie sangen wahrlich freudig und erfüllten sogleich das Kirchenschiff mit ihren Stimmen. Akustisch schien es, als sei die evangelische Kirche viel zu klein für einen derart intensiven Klang.

60 Sänger

Immerhin standen rings um den Altar fast 60 Sängerinnen und Sänger, die in den höchsten Tönen ihre Freude zum Ausdruck brachten. "Blow The Trompete" lautete der Text und wurde so umgesetzt, als hörte man den sonor gleitenden Ton der Posaune.

"When David Heard" von Thomas Weelkes stimmten sie leise an und ließen die Melodie von den glockenhellen Frauenstimmen tragen. Hatte sich nach dem Einstiegsstück noch niemand im Publikum gewagt, Zwischenapplaus zu spenden, waren die Zuschauer nach dem zweiten Stück nicht mehr zu halten.

Donnernder Applaus war der Dank an die Chöre. "O Clap Your Hand Together", komponiert von Orlando Gibbons, hätte genauso gut besonders dramatische oder gar romantische Szenen eines Films untermalen können. Das weitere Programm umfasste Stücke von John Steiner, Samuel Sebastian Wesley, William Harris, Charles Wood und auch Peter Philips und führte kreuz und quer durch die Jahrhunderte der englischen Chormusik. Carola Annett Rahn gönnte den Chören eine kurze Pause und verzauberte Publikum und Sänger währenddessen mit ihrem beinahe wehmütigen Orgelspiel, worauf der Chor noch einmal alles gab und von der Organistin am Ende ein wundervolles, sehr bereicherndes Konzert bescheinigt bekam. Das sahen die Zuhörer ebenso und geizten nicht mit Applaus.

Dirigentin Monika Gösswein-Wobbe leitet das Vocal Ensemble Frankfurt seit 1996. Einen Schwerpunkt stellt die Darbietung englischer Chormusik dar. Der Kammerchor Collegium Musicum Vocale Darmstadt besteht schon seit 1965 mit ambitionierten Laiensängern. Diesen Chor übernahm Monika Gösswein-Wobbe bereits 1986 und brachte ihm internationale Chormusik nahe.


Darmstädter Echo 23.Februar 2010

Von Klängen umschlossen

Geistliche Werke - Collegium Musicum Vocale erst in Schaafheim, dann in Darmstadt

Von Christian Chur

Darmstadt / Schaafheim

Die Vereinigung von Chor und Bläser-Ensemble ist vor allem dann spannend, wenn Werke aus völlig unterschiedlichen Zeiten gegenübergestellt werden. Unter dieser Maßgabe haben sich das Collegium Musicum Vocale und das Bläser-Ensemble der Akademie für Tonkunst mit der Organistin Soline Guillon für ein Konzert am Sonntag in der Darmstädter Friedenskirche zusammengeschlossen - am Samstag war das Programm auch in der evangelischen Kirche Schaafheim zu erleben. Sie fördern die Etablierung von geistlicher Musik eher unbekannter Komponisten und dringen in ihrem Programm bis in die Gegenwart vor.

Das wunderbare Gefühl, von Klängen regelrecht umschlossen zu werden, stellt sich bei der doppelchörigen Eröffnungsmotette von Giovanni Gabrieli ein. Der Kammerchor ist vorne aufgestellt, während Trompeter und Posaunisten auf der Empore hinterm Publikum Platz nehmen. Zu Anfang zeigt sich die luftige und transparente Akustik der Friedenskirche, die ihren Teil zu der sehr konzentrierten Atmosphäre beiträgt. Etwas schwerfälliger gelingt das "Magnifikat" von Dietrich Buxtehude. Es fehlt eine das Werk durchdringende Spannung, die auf eine nicht gerade überragende Komposition schließen lässt. Für erfrischende Abwechslung sorgt ebenfalls von Gabrieli die "Canzona per sonare Nr.2" für Bläserquartett. Die Schüler der Trompeten- und Posaunenklassen der Akademie für Tonkunst sind gut aufeinander abgestimmt und bewältigen die polyphone und anspruchsvolle Stimmführung hervorragend.

Mehr von Leichtigkeit getragen werden auch die drei lateinischen Motetten für Chor und Orgel von Jan Dismas Zelenka. Sie überzeugen trotz ihrer kontrapunktischen Anlage, da sie nicht so sehr der geistlichen Strenge ergeben sind. Chorleiterin Monika Gösswein-Wobbe koordiniert souverän die Stimmpartien.

Der eigentliche Höhepunkt des Abends sind Auszüge aus der Messe des zeitgenössischen Komponisten Wolfram Buchenberg, in der Chor, Bläser und Orgel zusammengeführt werden. Vor allem im Kyrie eleison beeindruckt stellenweise die weite Öffnung des Klangraumes. Der Chor schließt mit einer Vertonung des 150. Psalms des Wahl-Darmstädters Arnold Mendelssohn, der zu Lebzeiten einem spätromantischen Stil verpflichtet war.


© 2003 CMVD   zuletzt bearbeitet: 07/2023